Die Lichter einschalten: Rosmarinöl.

Ich neige ja zum Morgentief. Bis in mir drin die Sonne aufgeht kann es länger dauern. Und mein niedriger Blutdruck kommt oft erst nach Stunden aus dem Keller. Da ich gute Erfahrungen mit Aromatherapie gemacht habe, hab ich es jetzt mit einem ätherischen Öl probiert: Rosmarin.

Rosmarin gilt als das passende Öl für Morgenmuffel und Menschen mit niedrigem Blutdruck. Es wirkt kräftigend, klärend und stabilisierend. Rosmarinöl regt den Kreislauf an, verbessert die Konzentrationsfähigkeit und das Gedächtnis. Darüber hinaus wirkt es durchblutungsfördernd und erwärmend.

Bei mir wirkt es. Ich inhaliere den intensiven, herb-zitronigen Duft seit ein paar Wochen jeden Morgen nach dem Zähneputzen. Dazu gebe ich 1-2 Tropfen auf ein Papiertaschentuch oder ein Stück Klopapier und halte es mir unter die Nase. Nach ein paar tiefen Atemzügen merke ich, dass ich klarer und wacher werde, dass mein Kreislauf sich bereits auf dem Weg in den 1. Stock befindet und die Sonne am inneren Horizont auftaucht. Durchaus empfehlenswert also.

Fieberträume.

Die Sommergrippe hat mich ausgebremst. Seit ein paar Tagen dröhnt und glüht mein Kopf und der Hals brennt. An Sonne und See ist nicht zu denken. Stattdessen trinke ich literweise Tee, lese und schlafe. Bremse mich.

Trotzdem geht es mir gut.
Der Retreat wirkt immer noch nach. Jeden Abend hole ich die Erinnerungen daran wieder vor mein inneres Auge und tanke mich wieder auf mit diesem Glück… Pflege meine zarte Freundschaft mit mir selbst. Koche mir gutes, gesundes, köstliches Essen. Höre darauf, was mein Körper und meine Seele wollen. Erfreue mich daran, dass meine Welt gerade nicht mehr monochrom ist, sondern voller bunter Farben. Lebe gerne.

Und ich träume. Tagträume. Visionen. Es entstehen wieder Ziele, Ideen und Pläne in meinem Kopf und meinem Herzen. Ich wage es wieder von einem Leben zu träumen, das leicht geht und Spass macht. Davon, mich nicht mehr abzumühen in einem Job, den ich hasse und der mich aussaugt. Von einer Aufgabe, die mich erfüllt und mir auch etwas zurückgibt: Energie, Inspiration, Freude.

In den letzten Wochen durfte ich davon kosten. Von Dingen, die mir mehr Energie schenken als sie mich kosten. Die mich beflügeln und glücklich machen. Sinn stiften. Diesem Weg will ich folgen. Ich glaube so geht es. Gesund sein. Glück.

(P.S. Gegen dröhnende Schädel hilft Minzöl.)

0-0-0-1/3.

Nicht mehr lange. Dann hab ich es geschafft und bin den Weg, den ich im April eingeschlagen habe zu Ende gegangen. Dann bin ich völlig pillenlos. Nur ein kleines weißes Fitzelchen trennt mich noch von meinem Ziel. Ein Drittel einer Tablette.

Und ich lebe noch.

Im Moment geht es mir sogar richtig gut. Ich konnte in Wahrheit keine Veränderung feststellen. Außer dass die Nebenwirkungen, die mich phasenweise fertig gemacht haben, weniger und die Klarheit im Kopf größer wurde. Und naja, ich habe wieder – immer noch Probleme mit dem Schlafen. Aber ich nehme es einfach hin. Versuche darauf zu vertrauen, dass auch das eines Tages wieder möglich sein wird. Erinnere mich daran, dass nach den schlimmen Nächten immer irgendwann wieder eine gute folgt. Die dann umso schöner ist.

Zwischendurch gab es auch wieder richtig schlimme Tiefs. Und ganz ganz viele Zweifel. Darf ich das? Kann ich das? Bin ich nicht krank? Muss mich dem fügen, was die Ärzte diagnostizieren und prognostizieren? Brav meine Pillen schlucken? Katapultiert mich diese Kamikaze-Aktion wieder zurück in die Hölle? Ist sie eine weitere große Dummheit?

Letztlich hab ich immer durchgehalten. Irgendwo in mir drin hat der Glaube daran, dass mein Weg ein anderer ist, dass ich heilen kann, dass es auch Gesundes in mir gibt Wurzeln geschlagen. Manchmal habe ich dieses zarte Pflänzchen aus den Augen verloren. Dachte es sei längst überwuchert worden von den Disteln. Aber allmählich glaube ich, dass es nicht mehr so leicht ausgerottet werden kann.

Lasea und Equazen Pro nehme ich weiter. Ich habe das Gefühl, dass sie mir gut tun. Auch die Vitamine und Mineralien (B, C, Zink, Magnesium) bleiben. Alles andere muss gehen. Ein bisschen Angst habe ich davor, das Trazodon abzusetzen. Ich fürchte mich vor noch mehr schlaflosen Nächten und der Stimmungsverschlechterung, die oft damit einhergeht. Sobald ich das Gefühl habe, dass ich soweit bin, werde ich es aber wagen.

Dr. R. wird nicht begeistert sein. Ich bin noch unentschieden, ob ich den Termin mit ihm nicht einfach absagen soll. Ich will eigentlich nicht hören, was er dazu sagt. Ich kenne seine düsteren Prognosen ja schon. Ich will ihm aber nicht mehr glauben.

Bild: Hartmut910/pixelio.de

Zarte Blume Glück.

Ich will dieses zarte, kostbare Gefühl des Glücks festhalten. Ich bewege mich ganz vorsichtig, achtsam und leise durch die Welt, damit ich es nicht störe. Ich baue einen Schutzwall um mich herum, damit es niemand kaputt machen kann. Mein Glück. Das zarte Pflänzchen der Zuneigung zu mir selbst. Meine innere Sonne.

Tagsüber habe ich mir Erinnerungen an die letzten Tage immer wieder hergeholt. Dabei in mich hineingespürt und in guten Gefühlen gebadet. Meine Yogapraxis heute morgen war schön und inspiriert und ganz neu. Ich versuche meinen Körper nicht vergessen zu lassen, was er gelernt hat. „The body remembers happy memories.“ hat unsere Lehrerin gesagt. Ja. Er erinnert sich noch.

Ich versuche mich auch weiterhin gut zu nähren. Und zu ernähren. Ich habe mir heute einen Korb voll Leckereien aus dem Bioladen gegönnt. Mir ein köstliches Frühstück und ein herrliches Abendessen gekocht. Und mein Körper flüstert Mmmmmhhmmm! Danke. Und jetzt gerade liebe ich sogar ihn.

Selbst meine Mutter hatte heute keine Chance. Ich bin ganz bei mir geblieben. Habe mir meine Lebendigkeit nicht stehlen lassen. Habe die Tür nicht aufgemacht. Sondern meine Arme schützend um mich selbst gelegt.

Eine Freundin hat heute etwas Schönes zu mir gesagt:
„Siehst du, es kommt nicht von innen. Es kommt von außen. Du bist nicht krank. Du brauchst nur ein Umfeld, dass dich nährt und dich nicht kaputt macht.“

Ja.

Hell, hell, hell.

Gerade bin ich von einem Yoga-Retreat wiedergekommen.
5 Tage habe ich auf einem wunderschönen, liebevoll renovierten Bauernhof verbracht. Habe Yoga mit inspirierenden Lehrern geübt, köstliches ayurvedisches Essen genossen, bin durch den hauseigenen Kräutergarten gestreift, in den Badeteich gehüpft und auf Entdeckungsreise in einem Haus gegangen, in dem jeder Teppich, jedes Bild, jedes Möbelstück, jede Pflanze mit Liebe zum Detail und einem untrüglichen Gefühl für Schönheit ausgesucht wurde.

Am meisten aber habe ich diese harmonische Gemeinschaft der Yogaschüler genossen. Was für ein bunter Haufen ganz unterschiedlicher Menschen aus vielen verschiedenen Ländern. Vereint durch ihre Neugier auf das Leben. Ich habe mit Ihnen aus vollem Herzen gelacht. Tolle Gespräche geführt. Freundschaften geschlossen. Ganz viel Ermutigung, Wohlwollen und Zuspruch erfahren.

Ich fühle mich gestärkt, entspannt, glücklich, sanft. In mir scheint wieder die Sonne. Ein kostbares Gefühl.

Schon das zweite Mal in diesem Jahr durfte ich erleben, was ein positives, inspirierendes, ermutigendes Umfeld bei mir in kürzester Zeit bewirken kann. Wie es mich aufblühen lässt. Wie wichtig es ist, dass ich mich vor allen Runterziehern und Energiefressern und negativen Menschen schütze. Denen, die mich nicht sehen und nicht an mich glauben und in deren Gegenwart sich meine Seele verdunkelt. Und mir statt dessen ein Umfeld schaffe, das mich nährt und stärkt und wärmt. Menschen, die das Licht in mir sehen und zum Strahlen bringen.

Ich hoffe, es bleibt noch ein bisschen. Das Gefühl. Das Licht.

Alles so anstrengend.

Wenn die Depression wieder vorbeischaut, dann zeigt sich dies bei mir in erster Linie an dem Symptom Erschöpfung. Unendlicher Erschöpfung, die mich zu Boden drückt und jede Bewegung, jedes Wort, alles Handeln unsagbar anstrengend macht. Ich muss jegliche Aktivität der Müdigkeit abringen. So als würde ich mich nicht durch Luft bewegen, sondern durch Honig. Nur, dass es kein bisschen süß ist. Sondern wahnsinnig bitter und anstrengend. Alles wird so schwer, dass ich nicht mehr sicher bin, ob ich den Kraftakt aufzustehen, irgendetwas zu tun überhaupt unternehmen soll. Oder ob es der Mühe wert ist. Ob der Widerstand nicht unüberwindlich ist.

Besonders schwierig ist in dieser Situation richtig einzuschätzen, ob ich wirklich erschöpft bin, Ruhe und Erholung brauche. Manchmal ist es auch wichtig, nichts zu tun, innezuhalten, ziellos zu sein. Die eigenen Grenzen zu akzeptieren und sie nicht ständig mit Füssen zu treten gehört massgeblich für mich zum Gesundwerden dazu.
An anderen Tagen aber ist es höchst notwendig, sich der Lethargie nicht hinzugeben. Sich aufzuraffen und etwas zu tun, irgendwas. Einfach, damit man aufhört, rumzuhängen, zu grübeln und sich und das Leben aufzugeben. Da ist es wichtig, in die Aktivität zu kommen.

Diese beiden Dinge auseinanderzuhalten, gelingt mir noch nicht so richtig. Aber ich arbeite daran. Ich versuche mich mit der Erschöpfung anzufreunden. Vielleicht erkenne ich dann schneller, ob sie es ist, die an meine Tür klopft oder ihre fiese düstere Verwandte die Depression.

Bild: Oliver Haja/pixelio.de

…und freu dich auf die nächste Krise.

Ich bin grundsätzlich skeptisch, wenn es um Bestseller geht. Aber ich muss auch zugeben, dass ich – wenn ich mich Jahre später doch zum Lesen motivieren kann – immer wieder positiv überrascht werde.

Den ersten Teil der „Liebe-dich-selbst“-Reihe von Eva-Maria Zurhorst habe ich bereits vor ein paar Jahren gelesen und war eher enttäuscht. Zweifelsohne stand da manche Wahrheit drin. Aber ich fand das Buch auch irgendwie „verzettelt“, eine Ansammlung von unterschiedlichsten Ansätzen, die ich bereits woanders besser dargestellt gefunden hatte.

Dementsprechend hatte ich eigentlich kein Interesse an einer Fortsetzung. Aber vor zwei Tagen hat mir eine Freundin „Liebe dich selbst und freu dich auf die nächste Krise“ in die Hand gedrückt mit den Worten: Total super.

Also gut, dachte ich mir, geb ich dem Ganzen noch eine Chance.

Und ich wurde nicht enttäuscht. Tatsächlich finde ich dieses Buch richtig gut. Und zwar weniger, wenn es darum geht, die Antwort auf die Frage zu finden, ob mans ich denn nun trennen sollte oder nicht. Oder wie man seine Beziehung wieder kitten kann. Sondern viel mehr, wenn es darum geht, die eigenen Wunden zu heilen, damit man überhaupt in der Lage ist, eine Beziehung, diese Beziehung, irgendeine Beziehung zu leben. Insofern finde ich es nicht nur für jene lesenswert für jene, deren Beziehung gerade in der Krise steckt. Sondern für jeden der seine Beziehung zu sich selbst heilen will.

Wieder greifen die Autoren – diesmal ist auch Herr Zurhorst mit von der Partie – auf bekannte Ansätze zurück (Chuck Spezzano, Byron Katie, Eckhart Tolle). Aber diesmal habe ich mich berührt gefühlt. In manchen Fällen sogar mehr als vom „Original“. Mir ist seit einiger Zeit klar, dass die Probleme in unseren Beziehung hauptsächlich Probleme sind, die wir mit uns selbst haben und die wir von früher kennen, d.h. aus unserer Kindheit mitbringen. Aber während der Lektüre dieses Buches habe ich es wirklich verstanden, wie wenig meine Beziehungsprobleme mit meinem Partner zu tun haben. Du respektierst meine Bedürfnisse nicht? Du siehst mich nicht? Du achtest meine Grenzen nicht? Du gibst mir nicht den Raum, den ich brauche?
Tue ich das etwa?

Mein Partner ist mein Spiegel. Bevor ich mich von ihm trenne, sollte ich zumindest prüfen, ob meine Schmerzen nicht an der Trennung von mir selbst liegen. Erst wenn ich mit mir selbst wirklich in Kontakt bin, kann ich mit anderen in Kontakt kommen. Darin gebe ich den Zurhorst gerne und voll und ganz recht.

Eva-Maria und Wolfram Zurhorst: Liebe dich selbst und freu dich auf die nächste Krise.
Gibt’s für EUR 9,99.

Dem Gedanken-Pferd die Sporen geben.

Oft habe ich große Schwierigkeiten, mein Gedankenkarussell auch einmal anzuhalten. Gerade negative, destruktive Gedanken lassen sich nur sehr schwierig stoppen. Es ist ihnen egal, wenn ich mir die Ohren zuhalte. Dagegenargumentiere. Versuche, an etwas anderes zu denken. Die fiesen, gemeinen, Katastrophen prophezeienden Stimmen sickern immer wieder durch und färben meine Gedankenwelt wie Tinte Löschpapier.

Aber nun hab ich einen Rettungsanker für mich entdeckt: Ich fokussiere mich. Am besten auf ein Gefühl, eine Empfindung oder ein Mantra. Irgendetwas, das meinen Kopf so besetzt, dass die Negativspirale, die Wendeltreppe in die Dunkelheit, wirklich keine Chance mehr hat. Ich konzentriere mich voll und ganz auf die Geräusche meiner Umwelt. Die Wellen meines Atems, die meinen Körper ganz sacht bewegen. Einen Satz, den ich mir ununterbrochen vorsage, bis mein Kopf das Denken endlich sein lässt und alle Viere von sich streckt.

Ein Beispiel. Gerade habe ich alleine gegessen. Und ich habe mich gezwungen, den Fernseher nicht einzuschalten und auch keine Zeitschrift nebenbei durchzublättern. Es hat nur Sekunden gedauert bis sie vorbeischauten: Das Gefühl der Einsamkeit. Die urteilenden Gedanken. Die verallgememeinerten Phrasen. Das „Ich-sterbe-einsam-und-allein-und-niemand-merkt-es“-Schreckensszenario. Also hab ich mir einen Fokus gesucht. Und weil ich gerne esse, war es richtig leicht.

Ich habe mich auf die Temperatur des nächsten Bissens konzentriert. Auf die Konsistenz des Couscous. Auf die Säure der Tomaten. Auf ihre Süße. Auf das salzige Aroma des Schafskäse. Auf das zarte Durchschimmern der Kräuter. Auf die knackigen Zucchini-Stücken mittendrin. Und wenn mein Kopf wie ein bockiges Pferd zurück wollte auf die Trauerweide, dann habe ich die Zügel angezogen und wieder von vorne begonnen. Salzig. Sauer. Süß. Knackig. Weich. Körnig…

Es wirkt. Es hilft. Ich bin so erleichtert. Die letzten Monate bin ich fast daran verzweifelt, dass ich meinen Gedanken nie Einhalt gebieten konnte. Dass es mich gedacht hat. Selbst Dr. R. hat den Kopf geschüttelt über meinen Grübelzwang. Nun hab ich endlich ein Mittel in meinem Arzneischrank, das wirkt. Das mir jederzeit zur Verfügung steht. Rezeptfrei. Dafür bin ich sehr dankbar.