Ich bin grundsätzlich skeptisch, wenn es um Bestseller geht. Aber ich muss auch zugeben, dass ich – wenn ich mich Jahre später doch zum Lesen motivieren kann – immer wieder positiv überrascht werde.
Den ersten Teil der „Liebe-dich-selbst“-Reihe von Eva-Maria Zurhorst habe ich bereits vor ein paar Jahren gelesen und war eher enttäuscht. Zweifelsohne stand da manche Wahrheit drin. Aber ich fand das Buch auch irgendwie „verzettelt“, eine Ansammlung von unterschiedlichsten Ansätzen, die ich bereits woanders besser dargestellt gefunden hatte.
Dementsprechend hatte ich eigentlich kein Interesse an einer Fortsetzung. Aber vor zwei Tagen hat mir eine Freundin „Liebe dich selbst und freu dich auf die nächste Krise“ in die Hand gedrückt mit den Worten: Total super.
Also gut, dachte ich mir, geb ich dem Ganzen noch eine Chance.
Und ich wurde nicht enttäuscht. Tatsächlich finde ich dieses Buch richtig gut. Und zwar weniger, wenn es darum geht, die Antwort auf die Frage zu finden, ob mans ich denn nun trennen sollte oder nicht. Oder wie man seine Beziehung wieder kitten kann. Sondern viel mehr, wenn es darum geht, die eigenen Wunden zu heilen, damit man überhaupt in der Lage ist, eine Beziehung, diese Beziehung, irgendeine Beziehung zu leben. Insofern finde ich es nicht nur für jene lesenswert für jene, deren Beziehung gerade in der Krise steckt. Sondern für jeden der seine Beziehung zu sich selbst heilen will.
Wieder greifen die Autoren – diesmal ist auch Herr Zurhorst mit von der Partie – auf bekannte Ansätze zurück (Chuck Spezzano, Byron Katie, Eckhart Tolle). Aber diesmal habe ich mich berührt gefühlt. In manchen Fällen sogar mehr als vom „Original“. Mir ist seit einiger Zeit klar, dass die Probleme in unseren Beziehung hauptsächlich Probleme sind, die wir mit uns selbst haben und die wir von früher kennen, d.h. aus unserer Kindheit mitbringen. Aber während der Lektüre dieses Buches habe ich es wirklich verstanden, wie wenig meine Beziehungsprobleme mit meinem Partner zu tun haben. Du respektierst meine Bedürfnisse nicht? Du siehst mich nicht? Du achtest meine Grenzen nicht? Du gibst mir nicht den Raum, den ich brauche?
Tue ich das etwa?
Mein Partner ist mein Spiegel. Bevor ich mich von ihm trenne, sollte ich zumindest prüfen, ob meine Schmerzen nicht an der Trennung von mir selbst liegen. Erst wenn ich mit mir selbst wirklich in Kontakt bin, kann ich mit anderen in Kontakt kommen. Darin gebe ich den Zurhorst gerne und voll und ganz recht.
Eva-Maria und Wolfram Zurhorst: Liebe dich selbst und freu dich auf die nächste Krise.
Gibt’s für EUR 9,99.