Ich will es wirklich versuchen, hier wieder regelmässig zu schreiben. Zuletzt habe ich es einfach nicht geschafft. Zu wenige Momente der Ruhe. Noch weniger Momente der Klarheit. Noch immer ein Dahintaumeln zwischen oben und unten, hell und dunkel.
Jetzt gibt es gerade keine Zweifel und Unschärfen mehr. Die Depression ist wieder da. Die altbekannten Gefühle. Erschöpfung. Die Hand an meiner Kehle. Die Angst vor den einfachsten Dingen. Und den Menschen. Die Panik. Die Zeiten, in denen nichts mehr geht außer am Boden zu liegen und an die Decke zu starren. Sich im Liegen festzukrallen, weil alles so bedrohlich wankt. Gleichzeitig die Hoffnung, das Gebäude könnte doch endlich einstürzen, der Boden sich erbarmen und mich verschlingen. Der nie versiegende Bach, der aus meinen Augen fließt. Ich bin nicht sicher, ob es Tränen sind. Ich weine nicht. Ich rinne einfach aus.
Die Depression – wer oder was ist das eigentlich? – hat mich wieder demütig gemacht. Mir scheint, wenn ich zu übermütig werde, zu selbstsicher, zu überzeugt davon, ich hätte eine Lösung, die Lösung gefunden, dann schaut sie mal wieder vorbei und gibt mir eins auf die Fresse. Nur nicht glauben, du hättest mich im Griff. Wer ist jetzt hier der Stärkere?
Es erscheint mir wieder lächerlich, dass ich manchmal glaube, ich hätte diese Krankheit, dieses Phänomen jetzt durchschaut und mir diesen eitrigen Zahn gezogen. Genauso wie es mich gerade wieder unendlich wütend macht, mir kluge Ratschläge und populärpsychologische Floskel anhören zu müssen. Jaja, wir sind ja alle ab und zu ein bisschen depressiv, ich kenn das ja auch – da darf man den Kopf nicht hängen lassen. Muss sich ablenken. Freunde treffen. Bisschen Sport machen. Gut essen. Ist ja alles immer nur verdrängte Aggression. Bloß keine Medikamente nehmen, das ist ja nur eine Flucht. Du machst doch Yoga. Ein Indianer kennt keinen Schmerz. Mach doch mal eine Familienaufstellung.
Nix für ungut. All das hilft wahrscheinlich.
Auch mir manchmal.
Aber nicht, wenn ich es nicht mal schaffe, von der Couch aufzustehen. Also lasst mich doch bitte damit in Ruhe. Und auch mit euren Erklärungen. Ich glaube nicht mehr an die Depression, die Erklärung, die Lösung. Mehr glaube ich daran, dass es Menschen gibt, die aus unterschiedlichen Gründen so traurig sind, dass sie aus dem Leben fallen.
Medikamente. Ein Lösungsweg. Ein Lösungsweg? Gerade habe ich sie alle abgesetzt. Jetzt will Dr. B. wieder darüber diskutieren. Fällt schwer nicht zu denken, dass jetzt alles wieder von vorne anfängt.